Wie viele bereits wissen, habe ich mit meiner Anstellung bei crossnative einen absoluten Quereinstieg in einen Bereich gewagt, der mir vorher komplett fremd war. Auf dem Papier bin ich Sportwissenschaftlerin mit einem Bachelor und Master in Sport- und Bewegungswissenschaften und Sportphysiologie.
Zu meiner großen Überraschung ist die Arbeit als Agile Coach viel näher an meiner Arbeit im Profisport, als ich dachte!
Agile Coaching und Coaching im sportlichen Kontext, scheinen auf den ersten Blick wie zwei vollkommen verschiedene Domänen zu sein:
Die eine ist ein mittlerweile fest verankerter Bestandteil der Welt der Softwareentwicklung und des Projektmanagements, wohingegen die andere u.a. in der Athletik und körperlichen Performance Anwendung findet.
Sieht man jedoch etwas genauer hin, zeigen sich überraschend viele Übereinstimmungen der beiden Disziplinen.
Sowohl agiles als auch sportliches Coaching bedienen sich fundamentaler Prinzipien und Methodiken, welche Teams und Individuen dabei unterstützen, ihre Ziele zu erreichen, Performance zu maximieren und kontinuierliche Verbesserung zu implementieren und zu festigen.
1. Förderung von Team Kollaboration:
Teamwork und funktionierende Zusammenarbeit sind wichtige Bestandteile im agilen und sportlichen Kontext. So sollten Agile Coaches, wie auch Sport Coaches die Bedeutung starker, funktionaler Teams mit einem gemeinsamen Ziel erkennen, und etablieren.
In beiden Rollen gilt es eine effektive und transparente Kommunikation auf allen Ebenen zu ermöglichen und ein Klima des gegenseitigen Respekts, Vertrauens und Unterstützung zu schaffen. Mit der Erschaffung eines vereinten Teamgefühls wird von beiden Rollen die Basis für Erfolg in ihren jeweiligen Bereichen gelegt.
2. Zielorientierte Herangehensweise:
Klare, erreichbare Ziele zu setzen ist in beiden Domänen essenziell für Erfolge. Agile Coaches assistieren ihren Teams, indem sie beispielsweise bei der Definition von Projektzielen und der Zerlegung in kleinere, leichter umsetzbare Aufgaben unterstützen. Auf ähnliche Art und Weise, unterstützen Coaches im Sport ihre Athlet:innen dabei spezifische und erreichbare Performanceziele zu setzen und entwickeln gemeinsam mit ihnen Strategien, um diese bestmöglich zu erreichen.
In beiden Bereichen liegt der Fokus darin, kontinuierliche Verbesserungen mit regelmäßigen Analysen, Beobachtungen und ggf. Anpassungen vorzunehmen, basierend auf Feedback und Fortschritt.
3. Anpassungsfähigkeit und Flexibilität:
Agilität ist ein Schlüsselprinzip der beiden Coachingmethoden.
Im agilen Coaching ist Anpassungsfähigkeit an sich schnell verändernde Umstände, wie z.B. Veränderungen am Markt, personelle Umstrukturierungen, Kundenanforderungen, entscheidend für Erfolge.
Im Sport müssen Coaches ebenfalls flexibel und agil sein, um ihre Strategien schnellstmöglich an neue Umstände anzupassen. Dies kann zum Beispiel eine neue Gegenseite, Verletzungen und/oder Veränderungen auf Athlet:innenseite, oder der Umwelt (Wettkämpfe an wärmeren/kälteren Austragungsorten) bedeuten.
In beiden Fällen führen Coaches ihre jeweiligen Teams und/oder Individuen durch diese Veränderungen und geben ihnen die bestmöglichen Werkzeuge und Unterstützung, um ihre Prozesse an die neuen Umstände anzupassen. Dies bedeutet auch eine empatische Fehlerkultur zu etablieren, um die Herangehensweise aller Beteiligten stetig zu verbessern.
4. Feedback and kontinuierliche Verbesserung:
Eine starke Feedback- und darauf aufbauende Verbesserungskultur, ist fester Bestandteil beider Coachingfelder. Agile Coaches etablieren regelmäßige Feedbackschleifen (auch Feedbackloops genannt) innerhalb ihrer Teams, was u.a. für eine offene und ehrliche Kommunikation sorgt. Durch konstruktives Feedback, zum einen innerhalb des Teams, zum anderen von den Coaches selbst, werden den einzelnen Teammitgliedern Bereiche, in denen sie sich verbessern können, aufgezeigt und mit möglichen Lösungsvorschlägen direkt unterstützt. Ähnlich läuft es im Sport ab, wo Coaches Feedback zur Ausführung und möglicher Verbesserung von Techniken und/oder Strategien geben und damit zur Leistungsoptimierung beitragen.
Wichtig ist, dass beide Coaches das Lernen aus Fehlern priorisieren und regelmäßig wiederholen, und damit eine Kultur des kontinuierlichen Lernens festigen.
5. Emotionale Intelligenz und Motivation:
Grundsätzlich erfordert die Arbeit mit Menschen immer mehr oder weniger emotionale Intelligenz. Im Bereich des Coachings, Sport und Agile gleichermaßen, ist eine ausgeprägte emotionale Intelligenz gefragt, in Kombination mit Begeisterungsfähigkeit und Motivation.
Agile Coaches müssen ein Verständnis für die Dynamiken menschlicher Interaktionen entwickeln und Teams derart motivieren, dass sie optimal und nachhaltig Leistung erbringen können. Dies geschieht durch die Bestärkung von Autonomie, allgemeiner Unterstützung und der Festigung eines positiven Arbeitsklimas.
Auch im Sport ist ein Verständnis für zwischenmenschliche Beziehungen zwischen Coaches und ihren Athlet:innen unumgänglich. Vor allem wenn es darum geht ihr Selbstvertrauen aufzubauen, sie zu inspirieren und sie zu motivieren an ihre Grenzen und darüber hinaus zu gehen.
Durch das Schaffen von gegenseitigem Vertrauen und einer klaren Anleitung ermöglichen beide Arten von Coaches ihren jeweiligen Teams und Individuen das volle Potential auszuschöpfen.
Auch wenn Agile Coaches und Sport Coaches in völlig verschiedenen Industrien agieren, weisen die tieferliegenden Prinzipien und Methodiken eindeutige Überschneidungen auf. Beide Disziplinen setzen ihre Schwerpunkte auf Teamwork, Zielsetzung, Anpassungsfähigkeit, stetige Verbesserung und effektive Kommunikation. Durch das Erkennen dieser Gemeinsamkeiten besteht die Möglichkeit aus der jeweils anderen Domäne wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, und durch Cross-disziplinären Einblicke, die eigenen Coaching Praktiken zu ergänzen.
Außerdem ermöglicht es Coaches aus beiden Disziplinen ein vielseitigeres und entsprechend agileres Methodenrepertoire aufzubauen und dadurch noch effektiver in ihrer Rolle zu werden, um aktiv zu Erfolgen ihrer Teams beizutragen.
Und in meinem Fall bedeutet es zu beweisen, dass Skills aus einem komplett anderen Bereich nicht nur übertragbar sind, sondern mein Wissen als Agile Coach effektiv ergänzen.