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#ux#UXwriting#barrierefreiheit#inklusion

UX-Writing greifbar und praxisnah

vonDaria Lewandowska
24. Februar 2025User Experience

Lebenslanges Lernen gehört für mich zu einem erfüllten Leben, wie die Hafermilch in meinen Kaffee. Vor allem im Bereich der User Experience gibt es immer wieder neue Felder zu entdecken und Entwicklungen, die die Arbeit noch effizienter und zugänglicher machen – auch für Außenstehende. Dazu zählt meine inzwischen liebste Disziplin: das UX-Writing.

Kaum wieder an Bord bei den crossies (so nennen wir uns intern bei crossnative), bekam ich die Gelegenheit, am Workshop „Praxistraining UX-Writing“ von UX&I teilzunehmen. Besonders die Aussicht, Erfahrungen und Perspektiven mit anderen Interessierten zu teilen, ließ meine Vorfreude steigen. Als ich 2022 den Arbeitskreis UX-Writing bei der German UPA gründete, hatte ich zwar schon viel getextet, aber das war noch meilenweit von dem entfernt, was ich heute über diese Disziplin weiß.

Was ist UX-Writing und warum ist es wichtig?
UX-Writing ist weit mehr als das bloße Formulieren von Texten für digitale Produkte. Es umfasst das gezielte Erstellen, Überarbeiten und Optimieren sämtlicher Texte, die Nutzende auf ihrem Weg durch interaktive Systeme begleiten. Von Button-Beschriftungen über Fehlermeldungen bis hin zu Anleitungen – jeder Text kann die Benutzererfahrung maßgeblich beeinflussen. Ziel ist es, Nutzende dabei zu unterstützen, ihre Ziele schnell und intuitiv zu erreichen, und gleichzeitig eine angenehme, menschenähnliche Interaktion zu ermöglichen.

Warum ein Praxisworkshop, wenn ich UX-Writing bereits kenne?

Vielleicht fragst du dich, warum ich überhaupt an einem Workshop teilnehme, obwohl ich in diesem Bereich längst tätig bin. Brauche ich das? Nicht zwingend. Hat es mich weitergebracht? Absolut! Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag oder Ansätze für außergewöhnliche Fälle bekomme ich am liebsten im direkten Austausch. Mein Arbeitskreis ist dafür beispielsweise eine großartige Ressource. Natürlich lese ich Fachbücher und Blogartikel, aber der persönliche Dialog mit individueller Fragestellung ist unersetzlich – nicht einmal durch die beste KI.

Meine Faszination für UX-Writing

Meine Kollegin Katrin Suetterlin sagte einmal sinngemäß: Entweder man hat diese Affinität und Neugier für Wörter – oder eben nicht. Diese Faszination begleitet mich seit meiner Kindheit. Ich wollte Schriftstellerin werden. Ein Buch habe ich (noch) nicht veröffentlicht, aber auf anderen Wegen interagiere ich täglich mit Wörtern. Wer sich mit UX-Writing auskennt, weiß, dass es auch auf kreativer Ebene herausfordernd sein kann!

In meinen Workshops möchte ich Teilnehmenden vermitteln, dass es mehr braucht als einen guten Wortschatz und ein KI-Tool, um digitale Plattformen zu texten. Gleichzeitig möchte ich eine gewisse Schwere nehmen und die Freude sowie den Mehrwert von UX-Writing greifbar machen.

UX-Writing sichtbar machen

Der Mehrwert von UX-Writing wird immer noch massiv unterschätzt. Obwohl mir das bewusst ist, war es angenehm, dass Juliana Hirsing dies im Workshop erneut bestätigt hat: UX-Writing ist ein Erfolgstreiber, der schnell umsetzbar ist und nur wenig Aufwand erfordert. Warum also ist die Awareness für UX-Writing noch so gering? Warum müssen wir für diese Disziplin immer noch „kämpfen“?

Klare Antworten gab es im Training nicht. Aber wir merkten, dass wir alle im gleichen Boot sitzen und dranbleiben müssen. Berührungsängste in Organisationen und knappe Budgets sind dabei oft die größten Hürden. Genau deshalb schreibe ich diesen Artikel: um das Thema sichtbarer zu machen, Gespräche anzuregen und Appetit auf UX-Writing zu wecken.

Ich sehe andere UX-Writer:innen nicht als Konkurrenz, sondern als Sparringspartner:innen. Gegenseitig können wir uns bereichern und den Mehrwert von UX-Writing – oft als „schnöde Wörter“ abgetan – ins Rampenlicht rücken.

Was ich mitnehme

Ein Highlight des Workshops waren die praxisnahen Beispiele. Besonders schätze ich den Ansatz, dass es oft kein eindeutiges „Richtig“ oder „Falsch“ gibt. Die Antwort lautet häufig: „It depends“ – ein Satz, den UX-Expert:innen nur zu gut kennen und lieben!

Besonders aufmerksam wurde ich bei den acht guten Gründen für UX-Writing, die wir im Workshop besprochen haben. Diese decken sich größtenteils mit dem Leitfaden meines Arbeitskreises. Ein Punkt, der mich besonders zum Nachdenken angeregt hat, war „Conversational“. Warum? Weil wir interaktive Systeme automatisch vermenschlichen, sobald wir mit ihnen in Interaktion treten.

Seit Tausenden von Jahren gibt es uns Menschen – und wie unglaublich kurz ist die Zeitspanne, in der wir unser Leben digital gestaltet haben. Unser Gehirn ist darauf schlichtweg nicht ausgelegt. Es kann nicht intuitiv erfassen, dass hinter einer Website oder einem Tool kein lebendes Wesen steckt. Deshalb reagieren wir irritiert, wenn uns eine schroffe Fehlermeldung begegnet. Andererseits zaubert uns ein herzlicher Dank oder eine charmante Formulierung ein Lächeln ins Gesicht. Wir sind und bleiben mitfühlende Wesen – und wünschen uns, auch von Systemen freundlich und respektvoll behandelt zu werden.

Das ist einer der Gründe, warum wir uns stärker mit den Themen Barrierefreiheit, Inklusion und Neurodiversität beschäftigen sollten. Bei diesem Training hatten wir zeitlich wenig Raum für das Thema und deswegen bin ich froh sowohl in meinem Arbeitskreis als auch in meinem eigenen Workshopsdas zu priorisieren. Ich lege großen Wert darauf, wie Texte noch zugänglicher gestaltet werden können, um die Bedürfnisse einer breiten Vielfalt von Menschen zu berücksichtigen.

Lass uns über UX-Writing sprechen!

Wenn du mehr über UX-Writing erfahren oder selbst an einem Workshop teilnehmen möchtest, schreib mir gerne: daria.lewandowska@crossnative.com.

Bleib neugierig und wortinteressiert – bis bald!

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